Herbststimmung am Hochbärneck, © Naturpark Ötscher-Tormäuer

Das Klimaforschungszentrum Ötscher

Klimawandel-Lösungen für den alpinen Siedlungsraum

Gemeinsam mit der Geosphere Austria (vormals Zentraltanstalt für Meteorologie und Geodynamik -ZAMG) und der Universität für Weiterbildung Krems hat der Naturpark Ötscher-Tormäuer ein richtungsweisendes Projekt zur Erforschung des Klimawandels und der Biodiversität gestartet. Geboren wurde die Projektidee bereits während der Erstellung des Naturpark-Konzeptes von 2017-2019. In einem intensiven Bürger*innenbeteiligungsprozess wurden damals Visionen zur Zukunft der Region gesponnen. Als ein Ergebnis entstanden daraus die sogenannten Big 5. Fünf Projekte die eine zielgerichtete, nachhaltige Entwicklung ermöglichen sollen. Eines dieser Leitprojekte ist auch ein Alpines Forschungszentrum zu Klimawandel und Biodiversität in der Region rund um den Ötscher.

Das Klimaforschungszentrum Ötscher ist machbar!

Mit dem „Klimaforschungszentrum Ötscher - Klimawandel-Lösungen für den Alpinen Siedlungsraum“ werden der Ötscher und sein Umland zur Forschungsregion für Auswirkungen des Klimawandels auf Biodiversität, Landnutzung und Gesellschaft entwickelt. Damit soll ein zukunftsweisendes Leuchtturmprojekt realisiert werden, das internationale Strahlkraft und Vorbildwirkung für den Alpenraum entfalten wird und die Erreichung von Zielen der Alpenkonvention unterstützt. Aufgabe der gegenständlichen Machbarkeitsstudie war es, aufzuzeigen, wie das Forschungszentrum etabliert werden kann, ob das Vorhaben machbar ist und welche Umsetzungsschritte und Ressourcen dafür notwendig sind. Im Abschlussbericht zur Machbarkeitsstudie kommen die Bearbeiter:innen klar zum Schluss, dass der Ötscher und sein Umland als Standort ideal sind, die Machbarkeit des Vorhabens über alle Bereiche hinweg gegeben ist und eine Realisierung des Klimaforschungszentrums Ötscher empfohlen wird.

Die Idee des Klimaforschungszentrums Ötscher adressiert dabei zwei der globalen bis lokalen Megathemen der nächsten Jahrzehnte: Klimawandel und Biodiversität. Über die Kopplung von regionaler Tatkraft und wissenschaftlicher Forschung werden praktische Lösungen erarbeitet und Antworten auf brennende Fragen der Menschen zu Klimawandel und unseren natürlichen Ressourcen beantwortet. Das Klimaforschungszentrum Ötscher wird dazu erlebnisorientierte Bildungs- und Forschungsorte zu Klimawandel und Biodiversität für die breite Bevölkerung entwickeln und der Lehre sowie der Aus- und Weiterbildung an Fachhochschulen, Hochschulen und Bildungseinrichtungen kräftige Impulse geben. Der Mittelpunkt des Klimaforschungszentrums wird kein Gebäude, sondern der Ötscher und die Region um den Ötscher selbst sein.

Wie die Machbarkeitsstudie zeigt, eignen sich der Ötscher und sein Umland ideal für angewandte Forschungsaktivitäten sowie die Bearbeitung von Klimathemen mit der regionalen Bevölkerung. Die so gewonnenen Ergebnisse könnten auch als Vorlage und Vorbild für andere Mittelgebirgsregionen im Alpenraum dienen. Im Zuge des Projektes hat sich dabei bestätigt, dass der Ötscher, als alles überragender „Vaterberg“, mit seinem Umland aus landschaftlich-ökologischer und wissenschaftshistorischer Sicht perfekt für ein Klimaforschungszentrums geeignet ist. Meteorologische Messungen in der Ötscher-Region stellen dabei eine relevante Grundlage für Forschung und Langzeitmonitoring dar.

Über 15 renommierte Forschungs- und Bildungseinrichtungen haben im Zuge der Machbarkeitsstudie schriftlich ihr Interesse am Projekt bekundet und bereits dutzende Überlegungen zu möglichen Forschungsfragen und Umsetzungsaktivitäten zu Forschung, Wissenschaftsvermittlung und Umweltbildung erarbeitet.

Der Bericht der Machbarkeitsstudie gibt auch Aufschluss darüber, welche ersten Maßnahmen und Aktivitäten weitergeführt und welche Aktionen sofort begonnen werden können.

Bereits für 2023 sind erste Forschungsprojekte geplant. Weiters werden begonnene Pilotaktivitäten wie die erfolgreiche Ötscherwanderung im Zeichen des Klimawandels sowie studentische Exkursionen und die Zusammenarbeit mit heimischen und externen Schulen fortgeführt. 

Ein weiterer Fokus an Forschungsaktivitäten soll unter dem Titel „Forschungslabs in Schulen, Gärten, auf Bauernhöfen und Betrieben“ Form annehmen. Engagierte Landwirt:innen der Region arbeiten in Kooperation mit dem Naturpark Ötscher-Tormäuer und Forschungseinrichtungen am Anbau unterschiedlicher Getreidesorten und Kulturpflanzen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Schon im Jahr 2023 ist es erklärtes Ziel, ein regionales Netzwerk an „Forschungslaboren“ mit Schulen, Gärten, Bauernhöfen und Betrieben aufzubauen und eine neue Form des Wissenstourismus in der Region zu etablieren, um die regionale Wertschöpfung zu steigern. Zusätzlich sollen erste Büroräumlichkeiten geschaffen werden, die Vernetzung mit regionalen Akteur:innen gestärkt und der Austausch mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen vorangetrieben werden. Für den Forschungsbetrieb und die Durchführung eines Langzeitmonitorings zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität und den Menschen sollen meteorologische Messungen durchgeführt und die Bevölkerung zu allen Aktivitäten eingebunden und informiert werden.

Eine weitere wesentliche Aussage der Studie, ist die Empfehlung dem Klimaforschungszentrum einen langfristigen Entwicklungshorizont (> 25 Jahre) einzuräumen.

Lange Geschichte der Forschung – neue Möglichkeiten 

Mit der Erstbesteigung des Ötschers durch Charles de l'Écluse, genannt Clusius, im Jahr 1574 begann auch die Erforschung der Gegend. Der Hofbotaniker von Kaiser Maximilian II gilt als einer der bedeutendsten Pflanzenkundler und Erstbeschreiber vieler alpiner Pflanzen wie dem Clusius-Enzian oder der Clusius-Primel. Diese frühen botanischen Aufzeichnungen lassen nun Rückschlüsse auf die Änderungen in den letzten 450 Jahren zu und bieten die Möglichkeit sich mit spannenden wissenschaftlichen Fragestellungen auseinander zu setzen. Die Forschung soll in Ergänzung und im engen Austausch mit bestehenden Forschungseinrichtungen, dem Wildnisgebiet Dürrenstein und dem Wassercluster in Lunz, geschehen. 

Weiterführende Fragen richten sie bitte an:
Florian Schublach, Naturpark Ötscher-Tormäuer
fs@naturpark-oetscher.at
0664 88 36 27 56

Download:

Machbarkeitsstudie Klimaforschungszentrum Ötscher Machbarkeitstudie- Kurzzusammenfassung & Ergebnisse